Mobile Arbeit im Homeoffice – Wer trägt die Verantwortung?

Verantwortung : Wer hat welche Pflichten für mobile Arbeit?

Mobile Arbeit gehört längst zum Arbeitsalltag vieler Beschäftigter. Doch während die Flexibilität neue Möglichkeiten eröffnet, stellen sich gleichzeitig Fragen zur Verantwortung für Sicherheit und Gesundheit. Besonders im Homeoffice zeigt sich: Der klassische Arbeitsplatz ist nicht mehr der alleinige Ort, an dem Fürsorgepflichten greifen. Doch wie weit reichen diese im privaten Umfeld – und wer trägt wofür die Verantwortung?

Grundlage für die Beurteilung der Arbeitsbedingungen im Homeoffice ist der Grundsatz der doppelten Freiwilligkeit: Mobile Arbeit im Privatbereich basiert auf der freiwilligen Entscheidung beider Seiten – von Arbeitgeber und Beschäftigten –, solange keine arbeitsvertraglichen, tariflichen oder betrieblichen Regelungen anderes vorschreiben. Daraus folgt: Führungskräfte können mobile Arbeit ermöglichen, müssen dies aber nicht – ebenso wenig sind Beschäftigte verpflichtet, sie anzunehmen.

Im Rahmen dieser Bewertungshilfe wird Homeoffice wie folgt definiert (vgl. Ziff. 2.2 SARS-CoV-2-ArbSchR):
„Homeoffice ist eine Form des mobilen Arbeitens. Sie ermöglicht es Beschäftigten, nach vorheriger Abstimmung mit dem Arbeitgeber zeitweilig im Privatbereich, zum Beispiel unter Nutzung tragbarer IT-Systeme (zum Beispiel Notebooks) oder Datenträger, für den Arbeitgeber tätig zu sein.“

In der Praxis bedeutet das: Die Verantwortung für Sicherheit und Gesundheit ist auch bei mobiler Arbeit nicht eindeutig an eine Seite delegierbar. Die Arbeitsumgebung im Privatbereich unterliegt weitgehend dem Einfluss der Beschäftigten – und genau hier setzt deren Mitwirkungspflicht beim Arbeitsschutz an. Führungskräfte wiederum haben nur begrenzte Einwirkungsmöglichkeiten auf das häusliche Umfeld, sind aber zur Unterrichtung und Unterweisung verpflichtet. Eine enge Zusammenarbeit ist daher unerlässlich.

Beurteilung: Wie lässt sich Sicherheit für mobile Arbeit sicherstellen?

Um die Arbeitsbedingungen im Homeoffice sachgerecht beurteilen zu können, wurde ein praxisnahes Instrument entwickelt: Eine Fragenliste mit anschließender Bewertungshilfe. Beschäftigte geben dabei Auskunft über ihr häusliches Arbeitsumfeld. Diese Angaben ermöglichen Führungskräften, potenzielle Gefährdungen zu identifizieren und gemeinsam mit dem oder der Mitarbeitenden passende Lösungen zu erarbeiten.

Dabei ist entscheidend: Es geht nicht darum, private Räume zu bewerten, sondern die Rahmenbedingungen für gesundes Arbeiten. Die Bewertung orientiert sich am bekannten Ampel-Modell:

  • Rote Felder signalisieren akuten Handlungsbedarf – etwa bei unzureichender Beleuchtung, falscher Sitzhöhe oder fehlender Arbeitsfläche.
  • Gelbe Felder zeigen Optimierungspotenzial – hier sollten ergonomische Empfehlungen ausgesprochen oder organisatorische Anpassungen geprüft werden.
  • Grüne Felder deuten auf akzeptable Bedingungen hin, die unter Berücksichtigung der Arbeitsdauer toleriert werden können.

Die Einschätzung erfolgt differenziert nach drei Zeitkategorien. Denn: Ein Arbeitsplatz, der für gelegentliches Arbeiten ausreichend ist, kann bei regelmäßiger Nutzung erhebliche Risiken bergen. Ziel ist es, mobile IT-Arbeit so zu gestalten, dass Belastungen vermieden und gesundheitliche Risiken minimiert werden.

Impulse für die Praxis bezüglich mobiler Arbeit zuhause

Für Führungskräfte bedeutet dies:

  • Gehen Sie in den Dialog mit Ihren Mitarbeitenden. Die Bewertung ist kein Kontrollinstrument, sondern ein gemeinsamer Schritt hin zu sicherem Arbeiten.
  • Nutzen Sie die Unterweisung als Chance, um Bewusstsein zu schaffen und Eigenverantwortung zu stärken.
  • Berücksichtigen Sie die zeitliche Dimension der mobilen Arbeit bei der Bewertung – nicht jede Abweichung erfordert sofortige Maßnahmen, aber längere Belastungen sollten vermieden werden.
  • Dokumentieren Sie Gefährdungen und Maßnahmen, um Ihrer Verantwortung im Arbeitsschutz gerecht zu werden.
  • Auswertungshilfe zum Fragebogen der BGHM finden Sie hier.

Für Beschäftigte gilt:

  • Füllen Sie die Fragenliste gewissenhaft aus – sie ist die Grundlage für jede weitere Maßnahme.
  • Beteiligen Sie sich aktiv an der Gefährdungsbeurteilung – nur so lassen sich realistische Lösungen finden.
  • Setzen Sie Empfehlungen um, wo immer möglich – Ihre Gesundheit steht im Zentrum.
  • Den Fragebogen der BGHM finden Sie hier.

Fazit

Mobile Arbeit verändert die Rahmenbedingungen des Arbeitsschutzes – aber nicht seine Relevanz. Die Verantwortung liegt bei beiden Seiten: Arbeitgeber sind verpflichtet, zu unterweisen und zu unterstützen, Beschäftigte müssen mitwirken und sich an Vorgaben halten. Nur im Miteinander lässt sich eine sichere und gesunde Arbeitsumgebung auch im privaten Bereich schaffen. Der Schlüssel liegt im Dialog – auf Augenhöhe, transparent und lösungsorientiert.