Wie gefährlich sind PFAS – und was müssen Unternehmen jetzt beachten?

Ein schleichendes Risiko im Löschschaum: Warum PFAS zum Problem werden


Sie gelten als technisch leistungsstark und zugleich als umweltpolitisch brisant: Per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen, kurz PFAS, sind in einer Vielzahl industrieller Anwendungen enthalten – insbesondere in Löschschäumen. Jahrzehntelang galten sie als unverzichtbar im Brandschutz, weil sie Flüssigkeitsbrände schnell und zuverlässig unterdrücken können. Doch nun ist ein grundlegendes Umdenken erforderlich. Immer deutlicher zeigt sich, dass PFAS – umgangssprachlich auch als „Ewigkeitschemikalien“ bekannt – erhebliche Gefahren für Umwelt und Gesundheit bergen.

Mit der neuen EU-Verordnung 2025/1988 ist ein tiefgreifender Wandel in Sicht. Ab spätestens Oktober 2030 gilt ein weitreichendes Verbot für PFAS-haltige Löschschäume. Unternehmen stehen damit vor einer doppelten Herausforderung: Sie müssen regulatorische Anforderungen erfüllen – und zugleich ihre betriebliche Sicherheit neu organisieren.

Warum PFAS zum regulatorischen Brennpunkt werden – und wie Unternehmen vorbereitet sein sollten

PFAS zeichnen sich durch ihre chemische Stabilität aus – und genau das macht sie so problematisch. Einmal in die Umwelt gelangt, verbleiben sie dort über Jahrzehnte. Sie reichern sich in Gewässern, Böden und letztlich auch in Organismen an. Zahlreiche Studien verknüpfen PFAS mit gesundheitlichen Risiken wie Krebs, hormonellen Störungen oder Leber- und Immunschäden.

Die EU reagiert mit zunehmender Regulierung:

  • Bereits 2023 wurden bestimmte PFAS-Gruppen wie PFHxS verboten.
  • Die Verordnung 2025/1988 sieht vor, PFAS in Löschschäumen mit einer Konzentration ab 1 mg/l ab Oktober 2030 komplett zu verbieten.
  • Gleichzeitig werden Anforderungen zur Kennzeichnung, Risikobewertung und Abfallbehandlung deutlich verschärft.

Für Unternehmen bedeutet dies: Sie müssen jetzt prüfen, ob bestehende Löschanlagen PFAS-haltige Mittel enthalten. Das ist kein Randthema – denn die Verantwortung liegt beim Betreiber. Versäumnisse können nicht nur Haftungsrisiken mit sich bringen, sondern auch die Betriebssicherheit massiv gefährden.

Was Unternehmen konkret tun sollten – und welche Fristen jetzt entscheidend sind

Der Weg zum PFAS-freien Brandschutz ist keine rein technische Angelegenheit – sondern eine strategische Aufgabe. Unternehmen sollten frühzeitig systematisch vorgehen, um die Umstellung wirtschaftlich und rechtssicher umzusetzen:

  1. Bestandsaufnahme:
    Alle stationären und mobilen Löschsysteme sind auf PFAS-haltige Substanzen zu prüfen. Eine systematische Inventarisierung schafft Transparenz über Handlungsbedarf.
  2. Planung der Umrüstung:
    Die Beschaffung fluorfreier Alternativen braucht Vorlaufzeit. Ausschreibungen, Budgetfreigaben und technische Umstellungen sollten spätestens ab 2026 anlaufen.
  3. Entsorgung alter Bestände:
    PFAS-haltige Löschmittel gelten als gefährlicher Abfall. Ihre Entsorgung unterliegt strengen Vorschriften. Dokumentation und Nachverfolgbarkeit sind Pflicht.
  4. Schulung und Unterweisung:
    Neue Löschmittel bedeuten veränderte Einsatzbedingungen. Das Personal muss im Umgang mit fluorfreien Alternativen sicher geschult sein.
  5. Risiko- und Umweltmanagement anpassen:
    Die betriebliche Gefährdungsbeurteilung ist zu aktualisieren. Verantwortliche für Umweltfragen sollten eng in die Umstellung eingebunden sein, um externe Kommunikation und Reporting gegenüber Behörden zu sichern.

Unternehmen, die jetzt handeln, schaffen doppelte Sicherheit: Sie sichern ihre Rechtskonformität und demonstrieren zugleich ein glaubwürdiges Engagement für Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

Warum das PFAS-Verbot mehr ist als ein Verbot – und welche Chancen darin liegen

Der regulatorische Druck auf PFAS ist nur ein Teil des Bildes. Viel bedeutsamer ist die dahinterstehende Entwicklung: Der Arbeitsschutz wandelt sich zu einem integrierten System aus Sicherheit, Umweltverantwortung und Zukunftsfähigkeit. Die PFAS-Debatte verdeutlicht, wie eng diese Dimensionen miteinander verknüpft sind.

Neue fluorfreie Löschmittel – wie etwa sogenannte „FFF“-Lösungen – stehen inzwischen in vielen Varianten zur Verfügung. Sie bieten ähnliche Löschleistungen, sind weniger umwelttoxisch und können einfacher entsorgt werden. Die Forschung entwickelt sich weiter, und Unternehmen, die jetzt in die Umstellung investieren, können davon profitieren:

  • Imagegewinn: Nachhaltig wirtschaftende Unternehmen positionieren sich glaubwürdig gegenüber Kunden, Partnern und Mitarbeitenden.
  • Zukunftssicherheit: Frühzeitige Umstellung vermeidet Engpässe bei Beschaffung und Personalqualifizierung.
  • Wettbewerbsvorteil: Wer bereits heute PFAS-freie Lösungen implementiert, verschafft sich Know-how, das morgen Standard sein wird.

Das PFAS-Verbot zwingt nicht nur zum Handeln – es eröffnet auch die Chance, den betrieblichen Brandschutz nachhaltiger, innovativer und resilienter aufzustellen.

Fazit: Jetzt Verantwortung übernehmen und zukunftssicher umstellen

Das PFAS-Verbot ist keine bloße Vorschrift – es ist ein Weckruf. Unternehmen sollten nicht warten, bis letzte Fristen ablaufen oder erste Sanktionen drohen. Wer heute prüft, plant und umstellt, handelt verantwortungsvoll – gegenüber Mensch, Umwelt und dem eigenen Geschäftsbetrieb.